Walnuss im Nussknacker

Entspannung mit Newton

Druck erzeugt Gegendruck

Druck erzeugt Gegendruck. Was hier so geläufig klingt, wird oftmals nicht beachtet. Meistens meinen wir damit, dass eine andere Person sich nicht zu etwas zwingen lässt. Häufig wird dieser Satz im Zusammenhang mit Kindererziehung genannt: Wenn du ein Kind mit viel Druck und Zwang dazu bringen möchtest, etwas zu tun, wird es vermutlich ärgerlich reagieren und möglicherweise das genaue Gegenteil machen. Eltern kennen das 😉 – Das hat dann eher wenig mit Entspannung zu tun.

Ich kenne das auch von mir selbst. Versucht jemand, mich zu etwas zu zwingen, kann ich schon mal sehr bockig werden. Bekomme ich hingegen eine Erklärung dafür, WARUM ich so handeln sollte, bin ich dann auch eher bereit dazu.

Doch der Satz “Druck erzeugt Gegendruck” ist nicht nur pädagogisch oder psychologisch zu verstehen. In der Physik kennt man dieses Naturgesetz ebenfalls und das hat große Bedeutung für unser Leben. Isaac Newton beschrieb es folgendermaßen:

Übt der Körper A eine Kraft auf den Körper B aus,

 so übt Körper B auf Körper A die Gegenkraft aus.

Dabei sind Kraft und Gegenkraft gleich groß,

aber genau entgegengesetzt gerichtet.

In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 1. März 2021, 21:53 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Newtonsche_Gesetze&oldid=209349458 (Abgerufen: 22. März 2021, 10:47 UTC)

Druck und Gegendruck im Alltag

Im Alltag begegnet uns dieses Phänomen ständig, ohne dass wir uns dessen bewusst sind:

  • Wenn du z.B. beim Einkaufen den Einkaufswagen schiebst, übst du eine Kraft auf den Wagen aus. Gleichzeitig übt der Wagen auch eine Kraft auf dich aus, die du als Widerstand wahrnehmen kannst.
  • Flugzeuge können deswegen fliegen, weil die Turbine eine Kraft auf die Luft ausübt, die diese nach hinten drückt. Dieselbe Luft übt wiederum eine Kraft auf das Flugzeug aus und treibt dieses nach vorne.
  • Auch beim Anheben einer Tasche, beim Laufen und beim Fortbewegen auf dem Wasser wirken diese Kräfte in gleicher Weise.

Ein kleines Experiment

Probiere einmal folgendes aus:

Reiche einer anderen Person die Hand und ziehe diese dann zu dir heran.

Wie reagiert dein Gegenüber?

Vermutlich wirst du einen Widerstand spüren. Die andere Person zieht im ersten Moment entgegengesetzt, oder?

Nun probiert es andersherum:

Dein Gegenüber zieht deine Hand jetzt zu sich heran.

Gehe dabei ganz bewusst mit der Bewegung mit, ohne Widerstand zu leisten.

Was passiert jetzt?

Die Energie verpufft!

Physikalisch kann sich Energie zwar nicht auflösen, doch kann sie anders genutzt werden. In diesem Fall entsteht eine Bewegung, ähnlich wie ein Tanz.

Entspannung ohne Druck

Genau dieses Phänomen nutzen wir bei SANJO – Konduktive Körpertherapie, um Verspannungen zu lösen. Bei Verspannungen arbeitet ein Muskel, weil das Gehirn ihm diese Anweisung gegeben hat. Aus welchem Grund auch immer. Wenn ich jetzt versuche, durch Druck den Muskel dazu zu zwingen, sich zu entspannen, kann es passieren, dass dieser – entsprechend des 3. Newtonschen Gesetzes – mit gleicher Kraft dagegen arbeitet. Nun sind wir in einen Kampf getreten, den ich von außen nicht gewinnen kann. Denn der Muskel tut immer das, was das Gehirn ihm aufträgt. Er hat keinen eigenen Willen und kann sich dementsprechend nicht gegen den Auftrag des Gehirns stellen. Möglicherweise weist das Gehirn nun den Muskel sogar an, noch mehr zu arbeiten, weil offenbar eine Bedrohung (der Stabilität) von außen entstanden ist. Die Verspannung kann sich so nicht lösen.

Bei einer SANJO-Behandlung geht der / die Behandler*in immer mit dem, was ist. Das bedeutet zunächst, dass er / sie die Arbeit des Muskels von außen übernimmt.

Wie schön ist es doch, wenn jemand kommt und einfach Unterstützung anbietet, ohne alles in Frage zu stellen oder meint, es besser zu wissen!

Das Gehirn bekommt hierdurch die Rückmeldung, dass die Arbeit geleistet wird und nun alles in diesem Bereich stabil ist. Da diese Arbeit von außen übernommen wird, kann es die Muskulatur anweisen, zu entspannen. Dadurch entstehen kleine Bewegungen im Körper, die der / die SANJO-Behandler*in aufgreift und mit denen er / sie mitgeht, so dass das Gehirn zu keinem Zeitpunkt eine Bedrohung der Stabilität wahrnimmt und “seine” Muskeln nach und nach entspannen lassen kann. Es ist einfach nicht mehr nötig, die Energie aufzuwenden, um im Körper Verspannungen zu halten. Sobald das Gehirn registriert, dass alles stabil ist, spart es sich den Kraftaufwand. Wozu mehr tun als nötig? Unser Körper ist da sehr pragmatisch und nutzt die Energie lieber da, wo es Sinn macht.

Der Neurobiologe Dr. Gerald Hüther sagt, dass das Gehirn durchaus in der Lage sei, unseren Körper so zu steuern, dass alles wunderbar funktioniere, wie es solle und sogar Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Das, was dabei oftmals störe, sei die Lieblosigkeit, mit der wir uns selbst behandelten, und das Bestreben, den (vermeintlichen?) Erwartungen anderer entsprechen zu wollen, um dazu zu gehören. Wir sollten viel mehr auf unseren Körper achten und ihn liebevoll behandeln. Dann könne er in Ruhe seine Arbeit machen und wir blieben gesund. (Metzler, G.L. (2021), Gerald Hüther im Gespräch, Star-Hirnforscher: „Schon Kinder unterdrücken ihre Bedürfnisse – das macht krank“ in: Focus online,12.3.2021. https://www.focus.de/familie/gerald-huether-im-gespraech-schon-kinder-lernen-beduerfnisse-zu-unterdruecken-das-macht-uns-alle-krank_id_13062325.html

SANJO ist für mich solch liebevolles Behandeln. Denn während der Behandlung achte ich auf das, was im Körper passiert und was er zu sagen hat. Ist eine Verspannung da, möchte ich sie nicht einfach wegmachen, sondern nehme sie als den Versuch des Körpers wahr, ein anderes Problem zu lösen (z.B. einseitige Belastung im Alltag). Es ist doch großartig, dass der Körper einen Weg gefunden hat, mit dieser Belastung klar zu kommen! Nun können wir gemeinsam schauen, ob es noch einen besseren Weg gibt.

Funfact:

Wenn du in deine Suchmaschine “Druck erzeugt Gegendruck” eingibst, stößt du auf Beiträge, in denen dieses Phänomen bei Pferden beschrieben wird. Offenbar reagieren Pferde auf die gleiche Weise: Wolltest du ein Pferd dazu bringen, langsamer zu gehen, indem du am Strick ziehst, erreichst du damit das genaue Gegenteil. Es läuft dann nur noch schneller. Ziehe der / die Reiter*in daraufhin noch mehr am Strick, habe der Kampf begonnen (den das Pferd dann gewinne). Reiter*innen rieten daher dazu, den Strick immer locker durchhängen zu lassen. Interessant, oder?

Was sind deine Gedanken zu diesem Thema? In welchen Situationen fällt es dir leicht loszulassen? Wobei könntest du noch mehr Entspannung brauchen? Ich freue mich auf den Austausch mit dir und wünsche dir einen entspannten Tag,

Deine Melanie

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